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Zu Besuch bei der GEPA: Pionierin mit Zukunft?

von Laura Göpfert, Fair-Handels-Beratung Nord

Ende Mai 2024 hatten wir Fair-Handels-Berater:innen aus ganz Deutschland im Rahmen unseres jährlichen Weiterbildungs- und Vernetzungstreffens die Gelegenheit, die GEPA in Wuppertal zu besuchen und spannende Einblicke in die Entwicklungen des Unternehmens zu erhalten.

The Fair Trade Company

Wir hörten Vorträge von Verena Albert aus der Grundsatzabteilung, vom Geschäftsführer Peter Schaumberger und von Christina Morandell, der Einkaufsmanagerin Handwerk. Zusätzlich besuchten wir das Kaffeelabor, wo uns Produktmanager Kleber Cruz die Herstellung und Weiterverarbeitung von Kaffee näherbrachte – inklusive Verkostung! Neben einem Einblick in die Arbeitsweise und Organisation des Unternehmens sprachen wir auch ganz offen und konkret über die Entwicklungen im Fairen Handel und die Herausforderungen, die die letzten Jahre mit sich brachten.
Zunächst gab es 2022 etwas zu feiern: Und zwar Jubiläen einzelner Handelspartner:innenschaften, wie etwa mit Prokritee aus Bangladesch, welche seit 45 Jahren mit der GEPA zusammenarbeiten. Verena Albert betonte noch einmal, wie selten solche langjährigen Handelsbeziehungen im globalen Maßstab sind. Im sogenannten Handelspartner:innenfonds befinden sich jährlich 50.000€, aus welchem die einzelnen Partner:innen jeweils max. 5000€ für Investitionen in Klimawandelanpassung, Bio-Umstellung etc. beantragen können. Die GEPA war und ist in diesem Bereich nach wie vor Pionierin. Auch im Bereich Wertschöpfung im Herkunftsland gibt es positive Entwicklungen: Bereits 50 Produkte aus dem Lebensmittelbereich werden vollständig im Herkunftsland hergestellt, mit den entsprechenden positiven Folgen für die dort lebenden Menschen. In Deutschland arbeitet die GEPA an einer stetigen Verringerung des CO2-Fußabdrucks des Unternehmens, welcher in den Bereichen Logistik und Mobilität am größten ausfällt. In einigen Bereichen (wie z.B. beim Kaffee) arbeitet die GEPA jetzt schon klimaneutral.

Risiken und Nebenwirkungen

Bei allen positiven Entwicklungen gibt es aber auch große globale Herausforderungen, die Auswirkungen auf die Unternehmensentscheidungen haben. Allen voran Klimaveränderungen, die die Ernten negativ beeinträchtigen und für massiv steigende Kakaopreise (in den letzten 6 Monaten hat sich dieser zeitweise verdreifacht) sorgen. Den Kaffee betrifft das ebenfalls, wenn auch nicht ganz so stark. Im Handwerksbereich ist die Lage so, dass viele Handelspartner:innen seit der Coronakrise mit einem Umsatzrückgang von 10-50% zu kämpfen haben. Das Kaufverhalten der Kund:innen hat sich zum Teil stark verändert. Produktentwicklungen im Sinne von Innovationen und einer verbesserten Qualität können aus Kapazitäts- und Kostengründen häufig von den Handelspartner:innen selbst nicht mehr übernommen werden und werden deshalb zunehmend von den GEPA-Mitarbeiter:innen geleistet. Bei steigenden Personalkosten ist aber auch das nicht immer so leicht umsetzbar. In den letzten Jahren ist der Gesamtumsatz der GEPA stetig gesunken, der letzte Dezember war umsatzmäßig der schlechteste seit Jahren. Das bedeutet nicht, dass das Unternehmen Bankrott geht, aber doch, dass es Veränderungsbedarf gibt.

Nichts ist so beständig wie der Wandel

Die GEPA macht als mittelständisches Unternehmen trotz des extrem breiten Sortiments fast 45% ihres Umsatzes mit Kaffee. Handwerk macht nur 2% des Umsatzes aus, schluckt aber in der Sortimentspflege, im Einkauf und der Produktentwicklung einen deutlich höheren Anteil der personellen Kapazitäten. Die Geschäftsführung hat deshalb entschieden, das Sortiment im Handwerksbereich zu verschlanken und sich auf Bestseller, vor allem im Lebensmittelbereich, zu fokussieren. Das bedeutet auch, dass Beziehungen mit Handelspartner:innen beendet werden müssen. Das Ganze läuft selbstverständlich nach den Grundsätzen der WFTO ab: transparent, mit langer Vorlaufzeit und Unterstützung in der Übergangsphase. Trotzdem sind das keine guten Nachrichten.

Fazit

Der Faire Handel ist nicht frei von globalen Entwicklungen, das wurde bei unserem Besuch ganz deutlich. Und trotzdem gibt es sie nach wie vor, die Erfolgsgeschichten von Prokritee und Co., die vielen einzelnen Menschen und Familien, die durch die Handelspartnerschaft ein selbstbestimmtes Leben führen können. Das gibt uns Hoffnung. Und das tut auch die Aussage von Geschäftsführer Peter Schaumberger zum Abschluss: „Keine Sorge, die GEPA ist gesund.“

Fotos: Fair-Handels-Beratung Nord / Laura Göpfert und Magdalena Gassner